Die Debatte mit Ann Kristin Schenten,Sabine Adler und Michael Thumann -
"Mit Nawalny wurde auch die russische Hoffnung beerdigt." Michael Thumann
Das Ergebnis dieser Wahlen steht schon fest. Russlands Präsident Wladimir Putin wird sich Mitte März wieder bestätigen lassen. Ernsthafte Gegenkandidaten hat er nicht zugelassen. An die Wahlurnen gerufen wird eine politisch weitgehend apathische Bevölkerung, die im Zweifel doch hinter dem Machthaber und seinem Krieg gegen die Ukraine steht.
Diese politische Indifferenz reiche Jahrzehnte zurück, so Sabine Adler, Osteuropaexpertin des Deutschlandfunks. Politisches Engagement sei seit dem Kommunismus mit der Angst vor Repression verbunden. Hoffnungen auf Veränderungen hätten die Russinnen und Russen kaum noch, spätestens mit Nawalny seien sie gestorben, meint Michael Thumann, Moskau-Korrespondent der Zeit. Allerdings zeige die russische Geschichte, dass einzelne Personen die Zeitläufte durchaus verändern können.
Sabine Adler, geboren 1963 in Zörbig, ist Leiterin des Reporterpools für Osteuropa für die drei Programme des Deutschlandradios. Sie berichtete fünf Jahre als Korrespondentin aus Moskau, war Leiterin des DLF-Hauptstadtstudios in Berlin und Korrespondentin im Studio Warschau mit Schwerpunkt Polen, Belarus, baltische Länder und Ukraine. Sie schrieb u.a. "Ich sollte als Schwarze Witwe sterben" über tschetschenische Selbstmordattentäterinnen (DVA 2005). Im Aufbau Verlag veröffentlichte sie "Russisches Roulette. Ein Land riskiert seine Zukunft" (2011) und 2022 "Die Ukraine und wir. Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft". Im Februar 2024 erscheint ihr neues Buch "Was wird aus Russland" bei Ch. Links.
Michael Thumann, geboren 1962 in Lüchow, ist Außenpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung Die Zeit mit Sitz in Moskau und Berlin und schreibt über Russland, Osteuropa und internationale Politik. Seit 2021 leitet er zum dritten Mal das Moskauer Büro der Zeit. Davor schrieb er über internationale Politik aus Berlin. Bis 2013 war er Zeit-Korrespondent für den Nahen und Mittleren Osten mit Sitz in Istanbul. Bis Ende 2007 koordinierte er die außenpolitische Berichterstattung der Zeit. Von 1996 bis 2001 war er der Zeit-Korrespondent in Moskau und berichtete über Russland und die islamischen Völker des Kaukasus und Zentralasiens. Im vergangenen Jahr erschien sein neustes Buch "Revanche. Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat." bei CH. Beck. Mitte März 2024 erscheint es in einer aktualisierten Fassung als Taschenbuch.