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Du, Migrationshintergrund? Sieht man ja gar nicht. Oder doch? Eine junge Frau radelt von Berlin-Charlottenburg in den Wedding, Badstraße, zurück in die Kindheit und fragt sich: Wo gehöre ich hin und was bedeutet Deutsch-Sein?
Zu dunkel für Charlottenburg und zu weiß für den Wedding? Sie ist die Tochter einer Deutschen und eines Algeriers. Ihre Herkunft sieht man ihr nicht an. Oder doch? Wer ist sie, die da behauptet, Sarah Kilter zu sein? Die Autorin? Eine Figur? Ist sie ein Kind mit Migrationshintergrund oder eine gut situierte Mittzwanzigerin mit geerbter Eigentumswohnung?
Ihre Kindheit verlief in einem "Dazwischen", ziemlich genau in der Mitte von Pellkartoffeln mit Schichtkäse und Leinöl und Brot mit Zatar in Olivenöl, von Savignyplatz und Badstraße, Hochkultur und Bushido, sagt sie. In Deutschland habe sie Angst, über sich zu sprechen, weil Deutsche aus Apple-Haushalten sie immer in einem globalen Kontext sehen wollen, sagt sie.
Und jetzt? Jetzt fährt sie des Nachts durch Berlin. Es ist ihr Geburtstag. Ihre Freunde, gut ausgebildet und statusbewusst, machen auf "Überraschungsparty". Darauf hat sie keine Lust. Sie radelt durch Berlin mit einem geklauten Fahrrad. Immer Richtung Badstraße, Richtung Kindheit, Richtung Bushido. Aber darf man das denn ..., ist nicht gerade Bushido ...? Zuschreibungen interessieren sie nicht. Sie passen nie so richtig. Irgendwas ist doch immer anders, als man denkt.
Von Sarah Kilter
Mit Hêvîn Tekin, Lili Zahavi, Tamer Tahan, Damir Avdic, Sesede Terziyan und Andreas Nickl
Regie: Nick-Julian Lehmann
rbb 2022