Nils Mönkemeyer & William Youn; © Irène Zandel
Irène Zandel
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Pierre Boulez Saal - Nils Mönkemeyer & William Youn: Mosaik: Sonaten und Fragmente von Mozart und Schubert

Bewertung:

Wie spannend ist es, Fragmente berühmter Komponisten wie Mozart und Schubert zu Ende zu komponieren oder gar zeitgenössisch neu zu deuten! Der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn begaben sich im Boulez-Saal auf diese Abenteuerreise. Aber auch vollständige Werke dieser Komponisten waren zu hören allerdings auch wieder nicht immer in ihrer originalen Besetzung!

Atemlose Stille

Mönkemeyer und Youn sind sich offenbar innig verbunden, beide hören sich auch gegenseitig sehr gut zu. Sie lieben die feine Deutung, die Raffinesse, das detailreiche Ausloten. Laute Töne und Virtuosität gibt es nur wie nebenbei, nicht so wichtig! Da entsteht auch atemlose Stille im Publikum des wohl wieder wegen des so reizvollen Ungewohnten nicht ausverkauften Saales.

Echo-Raum der Moderne

Schon bei Rebecca Clarks "Morpheus“ verband sich der Silberfaden der Viola mit dem raffinierten Klöppelteppich des Klaviers. Diese Vorgabe nahmen die Beiden dann in Mozarts eigentlich für Violine komponierten Sonate auf. Wie modern, wie unerhört neu war diese Musik damals!

Isabell Mundry kennt Mönkemeyer gut, hat sie ihm doch ein Viola-Konzert komponiert. Daher geht auch sie ganz sparsam, auch raffiniert beim Ausdeuten der Mozart-Fragmente vor, verschafft ihnen einen Echo-Raum der Moderne, fast unmerklich.

Kunst der Agogik

Traumverloren und wie auf einer venezianischen Barke schaukeln wir dann durch einen unvollendeten Schubert Sonatensatz, den der Pianist selbst zu Ende komponierte. Ein bisschen mehr Kraft und Klangsubstanz hätten es dabei aber schon sein können.

Schließlich die berühmte Arpeggione-Sonate, die man nie auf dem ursprünglichen Instrument, einer Kniegitarre, zu hören bekommt, dafür oft auf dem Cello. Mit Viola passt es besser, schon weil man weniger arrangieren muss.

Das Duo pränsentiert uns die Kunst der Agogik, der ganz unmerklichen Freiheit der Zeitgestaltung im Rahmen der Takte. Erst so erreicht man das Herz des Publikums.

Clemens Goldberg, rbbKultur