Salaputia Brass: Chansons sans Paroles © Berlin Classics
Berlin Classics
Bild: Berlin Classics

Album der Woche | 15.07. - 21.07.2024 - Salaputia Brass: Chansons sans Paroles

Chansons, Chorwerke und Lieder ohne Gesang: Dieser Herausforderung haben sich die jungen Musiker von Salaputia Brass auf ihrem neuen Album "Chansons sans paroles" gestellt. Auf einem Streifzug quer durch die reichhaltige Musikgeschichte Frankreichs verbinden sie Klassiker wie "La vie en rose" mit Kompositionen von Gabriel Fauré, der Groupe des Six oder auch Orlando di Lasso.

Das bunte Albumrepertoire sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern offenbart auch die klangliche Vielfalt des Ensembles. In raffinierten Arrangements erklingen die Melodien in neuen Facetten. Die Nähe zur menschlichen Stimme zieht sich dennoch wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Trompeter Peter Dörpinghaus betont: "Wir als Blechbläser haben immer wieder festgestellt, dass wir deutlich näher mit dem Gesang verwandt sind, als man vielleicht zunächst annehmen würde.“

Besonders bei den Renaissance-Werken zeichnen die Blechbläser behutsam die Stimmen nach und nähern sich organisch den Originalfassungen. Die Werke von Gabriel Fauré und der Groupe des Six stehen dazu in einem spannenden Kontrast: Farbenreich und brillant erschaffen die Musiker von Salaputia Brass hier einen ganz neuen Klangkosmos.

Savoir-vivre

In den populären Chansons von Léo Ferré und Joe Dassin, aber auch den sommerlich leichten Kompositionen von Erik Satie spiegeln sich der lebensfrohe und sinnliche Esprit Frankreichs wider. Mit reichlich Schlagzeug und einem frischen Ansatz setzen die Musiker von Salaputia Brass hier auf die unterhaltsamen und erzählerischen Momente der Musik. Mit einem Gastauftritt von Max Raabe hat es bei Saties "Les Oiseaux" sogar noch ein Sänger auf das Album geschafft - allerdings beschränkt sich sein Einsatz auf das Pfeifen der Melodie.

Salaputia Brass © Steven Haberland / Irène Zandel
Bild: Steven Haberland / Irène Zandel

Eine unerwartete Wendung

Der "Old Song" von Thierry Escaich ist ein Auftragswerk und die Überraschung des Albums. Das Stück fügt sich hervorragend in das Repertoire ein, da sich der Franzose bereits im Vorfeld intensiv mit dem Repertoire auseinandergesetzt hat. Immer wieder zitiert er Pierre Sandrins "Puisque vivre en servitude". Peter Dörpinghaus beschreibt es begeistert so: "Der Start ist quasi im Stil dieser alten Musik geschrieben und entwickelt sich daraus. Es wird unterbrochen und die Musik blüht auf. Ich finde, es ist ein absolutes Meisterwerk für Blechbläserkammermusik.“

Mit "Chansons sans Paroles" haben Salaputia Brass ein abwechslungsreiches Album veröffentlicht, das einen neuen Blick auf die überwiegend populären Werke eröffnet. Über Genregrenzen hinweg konzentrieren sich die jungen Musiker auf die Essenz der Musik – die Melodie. Der Gesang fehlt an keiner Stelle.

Florian Rumberg, radio3