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Album der Woche | 16.12. - 22.12.2024 mit Verlosung - Duo Pleyel: "Yuletide Treats"

"Jul" ist ein alter nordischer Ausdruck für die Mittwinterzeit, rund um die Sonnenwende am 21. Dezember mit all ihren Festen von Chanukka über Weihnachten und Neujahr bis hin zum Dreikönigsfest. Das britische Duo Pleyel, bestehend aus den Pianisten Richard Egarr und Alexandra Nepomnyashchaya, hat mit seinem neuen Album "Yuletide Treats" - also quasi "Goodies für die Mid-Winterzeit" - bekannte und weniger bekannte stimmungsvolle Werke für die Festtage vierhändig eingespielt. Richard Egarr kennt man vor allem aus der Alten Musik, als Cembalist und als Leiter der Academy of Ancient Music.

"Yuletide Treats" hat Richard Egarr allerdings auf einem neuen Instrument eingespielt, das im Jahr 2013 auf Anregung von Daniel Barenboim mit besonders gebundenen Saiten angefertigt wurde. Ein Flügel, der die Kraft moderner Instrumente mit dem transparenten Sound eines historischen Klaviers kombiniert.

Franz Liszt lässt Abendglocken läuten

Feierlich läuten die Abendglocken auf "Yuletide Treats" und stimmen ein auf die anstehende Reihe besinnlicher Festtage. Drei Sätze aus der Weihnachtsbaumsuite von Franz Liszt wirken auf Richard Egarr so besonders, beseelt und bezaubernd, dass er sie das Album "Yuletide Treats" eröffnen lässt:

"Diese schönen Kompositionen von Liszt, drei aus seiner Weihnachtsbaum-Suite, hat er in seinen späten Jahren geschrieben, sie stammen aus den 1870er Jahren. Das sind wirklich ganz besondere kleine Stücke. Und sie klingen ziemlich avantgardistisch, fast minimalistisch, sehr typisch für Liszts späte Kompositionen.“

Carl Czerny als fantastischer Arrangeur

Weiter geht es mit einem Arrangement von Richard Egarrs großem musikalischen Vorbild Carl Czerny: Georg Friedrich Händels "Messias". Ein Werk, das nicht nur in England traditionell Jahr für Jahr zu Weihnachten aufgeführt wird. Richard Egarr bedauert, dass der österreichische Komponist und Pianist Carl Czerny gemeinhin unterschätzt und allzu oft auf seine monoton wirkenden Etüden und Fingerübungen für Klavierschüler reduziert wird:

"Jeder Klavierschüler wurde mit Czerny-Etüden geradezu gequält. Er war indes ein extrem wichtiger Musiker. Er begegnete Beethoven mit neun Jahren und gab sein Debüt in Wien mit dem c-Moll-Klavierkonzert von Mozart. Ein Jahr später wurde Czerny Beethovens Schüler. Er kannte Beethovens Werk nur allzu gut, hörte ihn live seine Werke interpretieren und kannte dessen Aufführungspraxis. Czerny ist auch ein fantastischer Arrangeur. Und im späten 19. Jahrhundert war Klavierspiel zu vier Händen sehr beliebt - heute wären das Downloads mit extrem vielen Klicks.“

Kein Neujahrskonzert ohne Strauß

Vom Weihnachtsfest gleitet die Musik auf "Yuletide Treats" in die Zeit "zwischen den Jahren" – und wird immer beschwingter und champagnerperliger. Denn: kein Neujahrskonzert in Wien und anderswo ohne Werke aus dem Hause Strauß. So lassen wir die Korken knallen zu den Klängen von "An der schönen blauen Donau" und beim obligatorischen "Radetzkymarsch".

Duo Pleyel © Marco Borggreve
Bild: Marco Borggreve

Eingespieltes Team am Klavier auch privat

Das dynamische Duo Pleyel hat sich nach seinem Pleyel-Instrument aus dem Jahr 1848 benannt. Die beiden sind ein eingespieltes Team: Seit sieben Jahren bringt das Paar vierhändiges Klavierrepertoire unter die Hörerschaft. Meinungsverschiedenheiten über Spielweisen oder Ausdruck gibt es kaum. Während der Proben reden sie nicht, sondern spielen drauflos. Alexandra Nepomnyashchaya spielt rechts, oben, also meist die Melodie, Egarr links, unten, also den Bass:

"Ich bin von Natur aus Bass-Spieler, weil ich als Continuo-Spieler als Cembalist oft die Basslinie im Barock-Repertoire übernommen habe. Ohne Bass keine Musik. Ich habe mich schon immer zur Basslinie hingezogen gefühlt. Bisher haben wir immer so herum gespielt: Ich spiele unten, Alexandra übernimmt oben die erste Stimme.“

Happy 2025!

Schillernd, kristallin und prägnant wie ein destilliertes Orchester klingt der "Tanz der Zuckerfee" aus Peter Tschaikowskys Nussknacker-Suite. Acht Stücke aus der weihnachtlichen Ballett-Suite hat das Duo selbst noch ein bisschen bearbeitet. Sie bilden das feierliche Herzstück des Albums "Yuletide Treats". Vor kurzem wurde es von der BBC zum "Album of the Year" gekürt. Zu Recht, denn es ist fantastische Musik zum Genießen: am besten laut mit Familie und Freunden bei herrlichen Getränken, um stimmungsvoll das alte Jahr zu verabschieden und 2025 zu begrüßen!

Anne Spohr, radio3

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