Winterdelikatesse Austernpilze - Fleischlose Weihnacht: Pilze statt Braten
"Kalbsfleischpilz" nennen ihn viele wegen seines delikaten und zugleich würzigen Geschmacks, der sich beim Kochen voll entfaltet. Austernpilze oder Austernseitlinge galten früher als Winterdelikatesse und kamen oft zwischen Weihnachten und Neujahr als Festgericht auf den Tisch. An dieser Tradition kann angeknüpft werden, zumal es die Pilze das ganze Jahr über gibt. Gezüchtet und in sehr guter Qualität sind sie im Bio-Handel zu finden. Bei einem duftenden Risotto mit Austernpilzen und knusprigen Salbeiblättern wird keiner nach dem klassischen Braten fragen!
Immer wieder stellt sich bei größeren Essen die Frage, ob jemand der Eingeladenen kein Fleisch isst. Fällt die Auswahl auf Pilze, geht man dieser Frage aus dem Weg - zumal Pilze von allen Produkten, die bislang als Fleischersatz gelten, vom Geschmack und Konsistenz am besten abschneiden. Das gilt vor allem für die muschelförmigen Austernpilze oder Austernseitlinge: vor allem die, deren Hut braun gefärbt ist. Sie schmecken besonders intensiv und duften angenehm nach Waldboden - selbst wenn sie auf Strohballen gezüchtet worden sind und nie einen Wald gesehen haben. Sie bleiben lange frisch, wenn sie im Kühlschrank oder auf dem Balkon aufbewahrt werden.
Doch nicht nur das: Gerade der Pleurotus ostreatus gilt als besonders gesund. Seit jeher als Heilpilz bekannt, soll er Vitamine und Mineralien in Mengen enthalten und sich positiv auf Blutdruck, Cholesterinspiegel und Blutzucker auswirken. Welches Gegenprogramm zum herkömmlichen Weihnachtsessen, von dessen Folgen man sich in der Regel tagelang erholen muss! Gesundheitsbewusste und Vegetarier werden zufrieden sein - letztere auch noch, weil die Pilze gezüchtet wurden und nicht aus dem Wald stammen. Austernseitlinge sind fleischfressende Pilze: Ihr Myzel kann kleine Fadenwürmer einfangen, töten und verdauen, was den Pilz ernährt und ihn von den Angriffen der Würmer schützt. Dies tun gezüchtete Austernpilze nicht, weil es im Zuchtsubstrat keine Würmer gibt: So bleibt das Festessen entlang der ganzen Ernährungskette vegetarisch!
Risotto ohne Stress
Den Heiligabend oder den ersten Weihnachtstag mit Gästen zu verbringen, bedeutet oft, Einkäufe und Kochvorgänge gut einzuplanen, damit der schöne Anlass nicht schon im Vorfeld zur Stressquelle ausartet. Wenn die Gäste da sind, fällt es den meisten nicht leicht, zu kochen und dabei auch noch die Gäste zu unterhalten. Ein Risotto ist da genau das richtige Gericht, da es nicht allzu viele Zutaten braucht und die Zubereitung nicht lange dauert. Sind Vorspeise, Salat und Nachtisch schon fertig und das Risotto kurz vor Eintreffen der Gäste halb gegart, muss das Risotto nur noch fertig gegart werden.
Ein leichter winterlicher Salat mit Apfelspalten, Trauben, Granatapfelkernen und gerösteten Haselnüssen lässt genügend Platz für einen Nachtisch übrig, der ebenso reichhaltig wie ungewöhnlich ist: Der ungarische Flodny ist ein Schichtkuchen jüdischer Herkunft, der aus vier Lagen dünnem, delikatem Mürbeteig und drei verschiedenen Füllungen besteht: kleingehackte Äpfel in Wein gedämpft, dann Mohn mit Rosinen und Orangenschale und süßer Wallnussfüllung. Zu modernen Rezepten gehört eine zusätzliche Schicht aus Pflaumenmousse ("Powidl").
Ist die jüdische Community in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg drastisch geschrumpft, so hat sich Flodny als ungarische Spezialität etabliert, so wie auch in Österreich - dort unter dem Namen "Fächertorte". Flodny symbolisiert mit seinen vielfältigen Zutaten und dem Kontrast der Aromen – süß, säuerlich und bitter-herb – das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Elemente und ist eigentlich typisch für das jüdische Purimfest, das im März gefeiert wird. Angesichts der aktuellen Situation kann er schon jetzt gebacken werden: als Wunsch und gutes Omen für ein friedlicheres neues Jahr!
Elisabetta Gaddoni, rbbKultur