Drama | Berlinale Wettbewerb - "Langue Étrangère"
"Langue Étrangère" ist der dritte Spielfilm der Französin Claire Burger, prominent besetzt mit der Deutschen Nina Hoss und der Französin Chiara Mastroianni. Die deutsch-französische Produktion spielt in Leipzig und Straßburg.
"Langue Étrangère" ist ein Akt deutsch-französischer Freundschaft, denn die Regisseurin ist an der deutsch-französischen Grenze aufgewachsen und erzählt hier die Geschichte eines Schülerinnenaustauschs.
Deutsch-französische Freundschaft
Zuerst kommt die Französin nach Leipzig. Als sie von der Mutter ihrer Brieffreundin (Nina Hoss) ein bisschen zu spät am Bahnhof abgeholt wird, wirkt sie schüchtern, fast verschreckt. Zu Hause macht deren Tochter keinen Hehl daraus, dass sie keine Lust auf den Gast hat, fordert sie sogar brüsk zur baldigen Abreise auf. Als die beiden Teenager aber erkennen, dass sie beide mit dysfunktionalen Familienverhältnissen ringen, kommen sie sich bald näher.
Diese Stimmung des Umbruchs, der Neurorientierung der Mütter, das Coming of Age der Mädchen fängt Claire Burger flirrend und fluide ein, spürbar beeinflusst von ihrer Co-Autorin Léa Mysius, die vor ein paar Jahren mit "Ava", dem berührenden Jugendfilm über ein schnell erblindendes Mädchen, aufgefallen ist.
Erotische Annäherung und politischer Aktivismus
Mit ihrer aparten Erscheinung und einer großen Durchlässigkeit beeindruckt vor allem die Deutsche Josefa Heinsius, die Französin Lilith Grasmug wirkt im Kontrast dazu fast blass und konturlos. Es geht um erotische Annäherung, erste Liebe und erstes Begehren. Zusätzlich befeuert werden die Funken von all den virulenten Themen, die junge Menschen heute beschäftigen: von Gleichberechtigung und Diskriminierung über Mobbing in der Schule bis zu Rechtspopulismus und Klimakrise.
Alles in allem ist "Langue Étrangère" kein ganz großer Wurf, aber eine schöne Studie über das Jungsein, über erwachendes Begehren und politische Rebellion in schwierigen Zeiten. Ein Film, der kein echtes Wettbewerbsformat hat, aber dennoch eine Bereicherung des Festivals ist. Gut aufgehoben wäre er in der Sektion "Generation 14plus".
Anke Sterneborg, rbbKultur