Science Fiction-Komödie | Berlinale Wettbewerb - "L'Empire"
Ausgerechnet in einem kleinen Fischerdorf in der Normandie tragen außerirdische Mächte ihren Kampf um die Menschheit aus. Das klingt zunächst mal originell. Doch der krude Mix aus Provinzposse, Science Fiction-Drama und Splattermovie will einfach nicht zünden.
Zwei konkurrierende Gruppen von Außerirdischen kämpfen in einem verschlafenen Fischerdorf an der französischen Opalküste um die Weltherrschaft. Denn irgendwie haben sie in dem zweijährigen Sohn von Fischer Jony (Brandon Vlieghe) den "Margat" erkannt, einen Dark Lord, der zukünftig über die Menschheit herrschen soll. Woher sie das wissen? Wie der "Margat" überhaupt dorthin gekommen ist? Egal. Bruno Dumont hält sich nicht mit langen Vorgeschichten auf und kommt lieber gleich zur Sache.
Keine langen Vorgeschichten
Und so fliegt schon bald der erste abgehackte Kopf übers Kartoffelfeld, sauber abgetrennt vom Laserschwert des tumben Rudy (Julien Manier). Es kämpfen die "Einsen" um ihre charismatische Königin (Camille Cottin), die vor allem das Gute im Menschen fördern wollen, gegen die "Nullen" um den diabolischen Fürst Belzébuth (Fabrice Lucchini).
Das verspricht eigentlich einen galaktischen Endkampf, doch da "Nullen" und "Einsen" gleichermaßen die Gestalt von Menschen angenommen haben, sind die Unterschiede auch von den Kombattanten selbst nur schwer auszumachen.
Das Drehbuch läuft Amok
Derweil läuft das Drehbuch fröhlich Amok: Es rollen weiter Köpfe, Jony kopuliert mit wechselnden Partnerinnen auf der Wiese und auf seinem Fischerboot und die Außerirdischen beamen sich sinnlos zwischen Strand und ihren Raumschiffen hin und her. Ein wirklicher Plot ist dabei nicht zu erkennen. Stattdessen gibt es schale Gags über einen trotteligen Kommissar und seinen Kompagnon von der Gendarmerie Nationale, die sich ebenfalls auf die Suche nach dem Margat machen.
Komplett missglückte Mischung
"L’Empire" ist eine Mischung aus Science Fiction, Provinz-Posse und Splattermovie – und sie ist leider komplett missglückt. "Willkommen bei den Schti" ist tausend mal lustiger, "Texas Chainsaw Massacre" tausend mal spannender und die Raumschiffe bei "Star Wars" sehen wenigstens nicht so aus, als hätte sie ein Kleinkind aus Legosteinen zusammengepuzzelt. Dazu ist der Film so schlecht gespielt und so fahrig inszeniert, dass man schon nach einer Viertelstunde die Lust verliert, dem Geschehen auf der Leinwand weiter zu folgen.
Tiefpunkt für die Berlinale
Was Bruno Dumont, immerhin zweifacher Gewinner des Grand Jury-Preises in Cannes, dem Publikum mit diesem Film sagen will, wird wohl sein ewiges Geheimnis bleiben. Für die Berlinale aber ist es ein erster Tiefpunkt in einem ansonsten (bislang) recht ansehnlichen Wettbewerb.
Carsten Beyer, rbbKultur