"A Traveler’s Needs" von Hong Sangsoo © 2024 Jeonwonsa Film Co.
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Drama | Berlinale Wettbewerb - "A Traveler’s Needs"

Bewertung:

Der koreanische Regisseur Hong Sang-soo ist seit 2008 Stammgast der Berlinale und hat auch schon mehrere Silberne und Goldene Bären gewonnen - zuletzt vor zwei Jahren den Großen Preis der Jury für "Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall". In seinem neuen Film "A Traveller’s Needs" arbeitet er bereits zum dritten Mal mit der französischen Schauspielerin Isabelle Huppert zusammen.

Hong Sang-soo ist ein Regisseur, der von konventionellen Erzählungsbögen wenig hält. Stattdessen stiftet er Begegnungen mit Schauspielern an Orten an und lässt sich auf das ein, was sich daraus ergibt. Manchmal entsteht dabei ein luftiger Zauber, aber manchmal wirkt das auch ein bisschen beliebig - so wie in diesem Film.

Beliebig

Hongs Sang-soo ist dabei quasi seine eigene Crew: Er ist nicht nur für Regie und Buch verantwortlich, sondern auch für Kameraführung, Schnitt und Musik. Mit der Kamera folgt er Isabelle Huppert, die sehr mädchenhaft im Blumenkleidchen und dünner grüner Strickjacke durch Seoul läuft. Man weiß nicht, woher sie kommt und was sie vorhat, sie wirkt recht verloren und orientierungslos, irrt durch schöne Parks, liegt malerisch auf Felsen. Irgendwann erzählt der Student, bei dem sie zur Untermiete wohnt, er habe sie auf einer Parkbank kennengelernt, auf der sie ziemlich schlecht Flöte gespielt habe.

Lose Szenen, wie Perlen aufgefädelt

Gegen kausale Zusammenhänge sperrt sich der Film, doch so wie meistens bei Hong Sang-soo gibt es Szenen und Motive, die sich rhythmisch wiederholen: Um Geld zu verdienen, gibt die Französin jungen, schönen Koreanerinnen Sprachunterricht, für den sie eine eigene Methode entwickelt hat: Sie stellt fast inquisitorische Fragen, beispielsweise über die Gefühle, die sie haben, wenn sie mit Gitarre oder Klavier musizieren. Fragen, auf die die Schülerinnen allerdings nur ausweichend lapidare Antworten geben - vermutlich, weil ihnen für komplexere Antworten der Wortschatz fehlt. Einen heftigen Streit gibt es zwischen dem Studenten unter der aufgebrachten Mutter, die den Besuch der alten europäischen Dame bei ihrem Sohn entschieden missbilligt.

"A Traveler’s Needs" von Hong Sangsoo © 2024 Jeonwonsa Film Co.
"A Traveler’s Needs" von Hong Sangsoo | Bild: 2024 Jeonwonsa Film Co.

Könnte das eine Gesellschaftskritik sein? Eine Abrechnung mit der Art, wie koreanische Mütter ihre Söhne unmündig halten? Auch der Regisseur kann oder will da nicht helfen. Fragt man ihn bei der Pressekonferenz, warum er dieses oder jenes gemacht oder gelassen habe, antwortet er nur: Das könne jetzt vielleicht verantwortungslos klingen, aber er wisse selbst gar nicht, was er da mache.

Isabelle Huppert allerdings schwärmte von der besonderen Arbeitsweise ihres Regisseurs, von der Freiheit, sich so zwanglos in diesem fremden Land zu bewegen, in diesen sanften Komödien über die Condition humaine.

Anke Sterneborg, rbbKultur

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