Die Debatte mit Natascha Freundel, Gilda Sahebi und Katharina Warda -
"Ausweisen löst die Probleme nicht." – Gilda Sahebi
"Der 'Rassismus-Vorwurf' wird in Deutschland als der 'schlimmste Vorwurf empfunden'", schreibt die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Gilda Sahebi in ihrem neuen Buch "Wie wir uns Rassismus beibringen".
Dabei durchziehen rassistische Denkmuster unsere Debatten und prägen staatliche Strukturen. Lösen wir denn Probleme, auf die etwa die aktuelle polizeiliche Kriminalstatistik hinweist, mit Abschiebungen? Mitnichten, so Gilda Sahebi: wir verdecken und verdrängen sie.
Für die Soziologin Katharina Warda knüpft die Vorstellung eines ethnisch homogenen Deutschlands, das nun mit Zuwanderung konfrontiert sei, an die völkische NS-Ideologie an. Migration ist Teil der Menschheitsgeschichte, betont sie. Und: "Vielfalt ist da und ziemlich geil".
Gilda Sahebi,
geboren 1984 im Iran und aufgewachsen in Deutschland, ist ausgebildete Ärztin und studierte Politikwissenschaftlerin. Sie arbeitet als freie Journalistin mit den Schwerpunkten Antisemitismus und Rassismus, Frauenrechte, Naher Osten und Wissenschaft. Sie ist Autorin für die "taz", den "Spiegel" und für die ARD.
Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini und der darauffolgenden Protestbewegung berichtet Gilda Sahebi unermüdlich über die Geschehnisse im Iran, als Gesprächspartnerin in Talkshows und in ihren Social-Media-Kanälen. Der "Focus" ernannte sie 2022 zu einer der "100 Frauen des Jahres", das "Medium Magazin" zur Journalistin des Jahres in der Rubrik Politik.
2023 erschien Gilda Sahebis Buch "Unser Schwert ist Liebe. Die feministische Revolte im Iran". Ihr aktuelles Buch heißt: "Wie wir uns Rassismus beibringen. Eine Analyse deutscher Debatten" (beide S. Fischer).
Katharina Warda,
geboren 1985 in Wernigerode, ist Autorin und Soziologin. Sie war Fellow der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien und promoviert in Berlin und Princeton zur Widerständigkeit biografischer Erzählungen in Tagebuch-Blogs. Daneben arbeitet Warda als freie Autorin mit den Schwerpunktthemen Ostdeutschland, marginalisierte Identitäten, Rassismus, Klassismus und Punk.
Seit 2021 ist Katharina Warda Beiratsmitglied von "Kein Schlussstrich!", einem bundesweiten Theaterprojekt zum NSU-Komplex. In ihrem Projekt "Dunkeldeutschland" erkundet sie die Nachwendezeit von den sozialen Rändern aus und beleuchtet blinde Flecken in der deutschen Geschichtsschreibung, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen als Schwarze ostdeutsche Frau in der DDR und nach 1989/90.