Wir haben die Wahl! Die Debatte mit Natascha Freundel, Thomas de Maizière und Jessy Wellmer auf der Leipziger Buchmesse 2024 © Martina Stemann
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Leipziger Buchmesse 2024 - Wir haben die Wahl! Ost-West-Deutschland, Russland und die AfD

Die Debatte mit Natascha Freundel, Thomas de Maizière und Jessy Wellmer

Bei der Europawahl und den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg ist ein drastischer Rechtsruck zu befürchten. Wie konnte es so weit kommen?

Thomas de Maizière betont, dass die Entwicklung eine gesamteuropäische sei. Jessy Wellmer beobachtet im Osten Deutschlands eine besondere "Entfremdung" vom Westen, vor allem seit Russlands Krieg gegen die Ukraine. Den Osten befremde die Reaktion der Bundesregierung auf den Krieg, alte "Wunden" seien "aufgebrochen". Wie sollten Politiker und Journalistinnen auf die aktuellen Umfragewerte der AfD reagieren?

Ein Streitgespräch in Kooperation mit dem Forum Offene Gesellschaft und der IG Meinungsfreiheit im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, aufgezeichnet am 22.3.2024 auf der Leipziger Buchmesse.

Es geht immer um die moralische Haltung des Westens, die viele Ostdeutsche als Angriff auf ihre ostdeutsche Identität sehen, als Affront, und die dann zu einer Solidarisierung mit Russland führt.

Jessy Wellmer

Es gibt keinen Maßstab West, sondern wir sind ein Land und haben unterschiedliche Auffassungen. Es gibt keine westlichen Werte im Sinne von Ost- und Westdeutsch. Ich finde es gut, wenn wie viele junge Generationen der Ostdeutschen sagen, wir sind stolz darauf, Ostdeutsche zu sein. Wir sind Teil dieses Deutschlands, wir bringen was Besonderes mit und müssen uns nicht paternalistisch von Westdeutschen belehren lassen und nach Anerkennung unserer Lebensleistung gieren.

Thomas de Maizière
Jessy Wellmer (© Urban Zintel) und Thomas de Maizière (© Deutsche Telekom Stiftung)
Jessy Wellmer und Thomas de MaizièreBild: Urban Zintel | Deutsche Telekom Stiftung

Gäste

Jessy Wellmer, geboren 1979 in Güstrow, ist seit 2023 Moderatorin der ARD Tagesthemen. Sie studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin und arbeitete als freie Reporterin für den rbb. 2009 übernahm sie die Sportberichterstattung im ZDF Morgenmagazin. Ab 2014 moderierte sie die ARD Sportschau sowie Sportgroßereignisse wie die Olympischen Spiele und Fußballwelt- und Europameisterschaften. Sie moderierte auch das ARD Mittagsmagazin und ARD Extra. 2023 entstanden ihre ARD-Fernsehreportagen "Putin, Russland und wir Ostdeutsche" und "Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen". Ihr Buch „Die neue Entfremdung. Warum Ost- und Westdeutschland auseinanderdriften und was wir dagegen tun können“ ist gerade bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Thomas de Maizière, geboren 1954 in Bonn, ist CDU-Bundesminister a.D., Rechtsanwalt und Vorsitzender der Deutschen-Telekom-Stiftung. Er war Mitglied der Verhandlungsdelegation für den deutschen Einigungsvertrag, Staatssekretär im Kultusministerium und Chef der Staatskanzlei in Mecklenburg-Vorpommern, ab 1999 Chef der sächsischen Staatskanzlei, dann Finanz-, Justiz- und Innenminister in Sachsen. 2005 wurde er Chef des Kanzleramts bei Angela Merkel, 2009 Bundesinnenminister. 2011 wurde er Verteidigungsminister, zwei Jahre darauf erneut Bundesinnenminister. Von 2009 bis 2021 war er der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete des Landkreises Meißen. 2019 erschien sein Buch "Regieren. Innenansichten der Politi“ (Herder).

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Der zweite Gedanke; © radio3
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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.