Das Berlin Hörspiel © rbb
Bild: ARD/BR

Aus dem Podcast "100 aus 100" – 100 Jahre Hörspiel - Stimmen über dem Fluss

Ein junger Mann lauscht den Stimmen über dem Fluss, hört sie wispern und rufen und singen, und er versteht plötzlich nicht mehr, weshalb er noch vor ein paar Stunden den Tod in den Wellen suchte. Hörspiel von 1968.

Sie sind also ernsthaft der Meinung, das Leben sei schön?

Willibald Blöhm

Was für eine Welt. Die Toten wollen lebendig sein und die Lebendigen tot.

Junger Mann

Wo in der Welt die Liebe auch hinfällt, sie fällt und wir fallen mit.

Georg

Die Stimmen über dem Fluss, die Stimmen der Toten, die sich und dem jungen Mann an Bord des Schleppers "Leben" ihre Vergangenheit erzählen, sind alles andere als deprimierend. Dieser junge Mann, der gerade ins Wasser gesprungen war, um zu sterben, was weiß er schon vom Leben? Nur gut, dass ihn der Schlepperkapitän wieder herausgezogen hat aus den Wellen und ihn auch jetzt noch beschützt vor den scharfen, suchenden Blicken der Wasserpolizei, die den Frieden aller stört. Wie kann man ein Leben wegwerfen, mit dem man nur ein bisschen herumgespielt hat und das man gar nicht kennt? Der junge Mann lauscht den Stimmen über dem Fluss, hört sie wispern und rufen und singen, und er versteht plötzlich nicht mehr, weshalb er noch vor ein paar Stunden den Wellen folgte, die ihn zu sich riefen.

Von Wolfdietrich Schnurre

Mit
Hans Mahnke, Klaus Herm, Lilly Schoenborn, Reinhold Bernt, Renate Danz, Dorothea Thiess, Christa-Ruth Oenicke, Kurt Jaggberg, Werner Stock, Gudrun Genest, Walter Jokisch, Andrea Barckhausen, Alexander Welbat, Eberhard Krug u.v.a.

Komposition: Wolfgang Wölfer
Technische Realisierung: Günter Genz, Lieselotte Engstner

Regie: Hans Bernd Müller
SFB/BR/RB 1982