Als Johann Sebastian Bach 1717 seine Stelle als Kapellmeister im anhaltinischen Köthen antrat, wusste er, was er tat: Der Ort war zwar winzig und politisch bedeutungslos, aber an der Macht war ein "musikbekloppter" Fürst, der sich eine hervorragende Hofkapelle in die Provinz geholt hatte. Für dieses Ausnahmeensemble komponierte Bach einen Zyklus von sechs Konzerten, die in sensationeller Weise praktisch jedes damalige Orchesterinstrument mit einem anspruchsvollen Solo bedenken. Was für eine musikalische Orgie in "Kuh-Köthen"!

Doch damit nicht genug: In einem prächtigen Manuskript übergab Bach die Konzerte dem Markgrafen von Brandenburg, der mit einer kleinen Hofkapelle im Berliner Stadtschloss saß. Dass die Musik dort jemals aufgeführt wurde, ist eher unwahrscheinlich, allerdings entstand wegen dieser Widmungspartitur der spätere Markenname "Brandenburgische Konzerte". Bach selbst fand diese überschwängliche Musik offenbar auch recht gut und nutzte einzelne Sätze daraus später sogar als Einleitungsstücke für Leipziger Kirchenkantaten.

Heute gehören die sechs Brandenburgischen Konzerte zu den populärsten und meistgespielten Klassikwerken überhaupt – Grund genug für Bernhard Schrammek, diese fantastische Musik und ihre Entstehungsgeschichte mal wieder genauer unter die Lupe zu nehmen.