Künstliche Intelligenz: Das war das Thema bei der Ausschreibung des Walter Serner Preises 2023. Seit 1998 schon wird dieser Preis vom Literaturhaus Berlin und rbbKultur gemeinsam vergeben. In diesem Jahr also wurden unveröffentlichte Kurzgeschichten gesucht, die sich mit den Vorzügen und Nachteilen von KI beschäftigen.

Fünf Jurymitglieder haben 334 Erzählungen unter die Lupe genommen und sich für "Gegen Ende hin" von Kenan Kokić entschieden.

In seiner Kurzgeschichte "Gegen Ende hin" erzählt Kenan Kokić vom Besuch eines erwachsenen Kindes beim schwerkranken, alten Vater. Ihre Beziehung ist von Sprachlosigkeit geprägt: "Er spricht meine Sprache nicht, die hiesige, ich die seine schlecht, verstehe nur, lese nur, rede nicht, rede nie". In der Hoffnung, die Stille mit Hilfe eines Bots zu überwinden, wird die Begegnung mit einem Laptop angetreten, doch auch die Maschine kann nur bedingt weiterhelfen.

"Gegen Ende hin" überzeugt die Jury als eindringliche und kunstvoll erzählte Momentaufnahme über Migration und Maschinen, Sprechen und Schweigen.

Kenan Kokić, geboren 1998, ist gelernter Software-Entwickler und studiert seit Herbst 2023 Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 1995 ließ sich seine Familie, die vor den Kriegen in Ex-Jugoslawien geflüchtet war, in der Südsteiermark nieder. Seit einigen Jahren schreibt er Kurzgeschichten und arbeitet nun an seinem Romandebüt. 2022 erhielt er den Hauptpreis der Exil-Literaturpreise, 2023 war er Gewinner des 31. Open-Mike- Wettbewerbs.