Saftgulasch, Backhendl, Wiener Schnitzel & Co. - "Mutzenbacher" in Berlin-Friedrichshain
Die Speisen der alpenländischen Küchen verströmen immer eine gewisse Gemütlichkeit. Das ist auch im "Mutzenbacher" so, wo österreichische Tradition ohne Umschweife gepflegt wird. Doch seine Atmosphäre und das Terrain ringsum haben so gar nichts Treusorgendes oder vielleicht sogar Biederes an sich. Von diesem Widerspruch, der vom Beinamen "Schnitzelpuff" auf den Begriff gebracht wird, bezieht die allabendliche Veranstaltung erheblichen Reiz. Zwischen den avanciert urbanen Szenen von Friedrichshain und Kreuzberg gelegen, behauptet sich dieses besondere Wirtshaus aus eigenem Recht.
Dies umso mehr, als die von Chefkoch Demi Franz verantworteten Speisen zwischen rustikal und fein gekonnt die Mitte halten, zwischen ehrlichem Après-Ski und elegantem Wiener Gasthaus.
Kantinenklassiker Sellerieschnitzel
Ob Leberknödelsuppe, Saftgulasch, Backhendl, Wiener Schnitzel und – hier von ganz besonderer Güte – der alte Kantinenklassiker Sellerieschnitzel: Stets scheinen wache Augen und kundige Hände die gesamte Zubereitung begleitet zu haben. Außerdem fehlt jene volkstümlich-derbe Dauerhaftigkeit von Speisen, die noch an den folgenden Tagen Figur machen müssen. Übertriebene Sorgfalt hat wohl zu einem "Erdäpfelsalat" geführt, den man als Carpaccio von der Kartollfel bezeichnen könnte. Radieschenscheiben, Gürkchen und Dill deuten gleich drei Abwege an.
Abschluss mit Apfelstrudel
Alle gelungenen Schnitzel sind einander ähnlich. Jedes misslungene Schnitzel ist misslungen auf seine eigene Weise. Zum Glück beschränkt sich letzteres lediglich auf das nach gebranntem Karamell schmeckenden Kalbsjus zum sogenannten Kaiserschnitzel.
Der saftige Strudel aus frischen Äpfeln in hervorragendem Teig, versehen mit schöner Ofennote und begleitet von einem zurückhaltend gesüßten Vanilleschaum versöhnt im Nu.
Thomas Platt, rbbKultur