Irischer Boxty © imago images/ agefotostock
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ARD-Kinderradionacht - Kartoffelheld:innen

Kartoffeln lassen sich vielfältig zubereiten, ob als Pommes, Püree oder Salat. Frischgemachte Kartoffelpuffer sind sehr beliebt, ihre Zubereitung aber nicht: blutige Fingerkuppen beim Reiben der Knollen möchte niemand bekommen. Eine Alternative sind Boxty, die köstlichen Kartoffelpuffer aus Irland, die zum Teil mit vorgegarten Kartoffeln gemacht werden. Zum Trinken gibt es blaues Wasser und Ayran in pink.

Kartoffelpuffer gibt es überall, wo Kartoffeln wachsen. Sie tragen völlig verschiedene Namen, je nach Stadt, Region oder Land – ob Reibekuchen, wie am Rhein, Baggers wie in Franken oder Klitscher wie in Sachsen. Eins haben diese regionalen Varianten gemeinsam: jemand muss in der Küche die rohen Kartoffeln reiben. Diese Arbeit haben früher in der Regel Frauen übernommen, und da es für die Pfannkuchen viele Abnehmer gab, mussten sie so lange reiben, bis irgendwann die Hand ausrutschte und die Finger an die Reibe kamen. Die besten Kartoffelpuffer, hieß es, sind die mit Blut, also aus geduldiger, unermüdlicher Mutterhand gemacht.

So was wollen wir heute in keinem Fall verantworten: niemand soll für Kartoffelpuffer leiden, zumal es auch welche gibt, die ohne geriebene Kartoffeln auskommen, wie die Berner Rösti: sie werden mit gekochten, gestampften Kartoffeln gemacht. Oder welche, wie die irischen Boxty, bei denen nur eine oder zwei Kartoffeln roh gerieben werden: die Raspeln sorgen an der Oberfläche für eine knusprige Kruste. Wer das Reiben übernimmt, sollte sicherheitshalber einen Ofenhandschuh anziehen, um die Hand, die die Kartoffel hält, von argen Schrammen zu schützen.

Kartoffeln drei Mal am Tag

Kartoffeln stammen aus Südamerika und sollen erst 1585 nach Irland angekommen sein. Sie haben aber in sehr kurzer Zeit die Ernährung der Menschen komplett verändert. Hatte die Bevölkerung früher vor allem von Hafer und Haferprodukten gelebt, wurde die Kartoffel zum Hauptnahrungsmittel. Das lag am irischen Klima: die Knollen brauchen nicht so viel Sonne und vertragen Feuchtigkeit, anders als Getreide. Noch im 19. Jahrhundert haben Menschen in Irland täglich im Schnitt drei Kilo Kartoffeln pro Person gegessen: das klingt übertrieben, aber da es kaum etwas anderes zu essen gab, reichte diese Riesenportion gerade aus, um den Energiebedarf zu decken. Leider kam es in den Jahren um 1840 zu großen Hungersnöten, als die Kartoffelpest mehrere Ernten hintereinander zerstörte: Viele Menschen starben, andere suchten einen Ausweg in die Emigration. Das erklärt, warum so viele Bürger:innen irischer Abstammung in den USA leben, und warum eine irische Tradition wie Halloween in Nordamerika so beliebt ist.

Boxty Pancakes, die irischen Kartoffelpuffer

Auch heute kommen Kartoffeln in Irland fast täglich auf den Tisch, ob als Champ (Kartoffelpüree mit Frühlingszwiebeln), Coddle (Kartoffelscheiben mit ‚bacon and sausage‘) oder Irish Stew (Kartoffeleintopf mit Lamm). Und als Boxty: in Gälisch, der alten Sprache Irlands, heißen sie übrigens Bacstaí. Es gibt sie sowohl als Kartoffelpuffer als auch als Kartoffelbrot, Klöße oder Pudding. "Boxty in the griddle / Boxty in the pan / If you can‘t make boxty / You’ll never get a man" (Boxty auf der Platte, Boxty in der Pfanne, kannst Du keine Boxty backen, findest Du nie einen Ehemann) hat man früher in Irland Mädchen vorgesungen. Solch eine Drohung dürfte heutzutage niemanden mehr beeindrucken. Dennoch, wenn das Rezept gut gelingt, spricht nichts dagegen, diese Kartoffelpuffer öfters zuzubereiten, auch ohne Heiratsabsichten.

Boxty Pancakes schmecken sowohl mit süßer Begleitung, mit Butter, Honig oder Konfitüre, als auch herzhaft, mit Käse, Schinken oder Räucherlachs, dazu Crème fraîche. Sie werden auf dem traditionellen Irish Bakestone gebacken, einer Gusseisenplatte, oder einfach in einer Pfanne mit etwas Fett gebraten. Alternativ können wir die Teigplätzchen auf einem geölten Backblech verteilen und dieses in den heißen Ofen schieben, mit dem Vorteil, dass die Pfannkuchen alle auf einmal fertig werden. Zum gelungenen Gericht lohnt es sich anzustoßen: am besten bunt, mit selbstgemachtem pinken Ayran oder mit blauem Wasser, ganz ohne Chemie, nur mit Roter Beete und Rotkohlwasser gefärbt.

Elisabetta Gaddoni, rbbKultur

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