Film-Drama über Franz Kafka und Dora Diamant - "Die Herrlichkeit des Lebens"
Geboren 1883 in Prag, starb der Schriftsteller Franz Kafka am 3. Juni vor 100 Jahren. Neben unzähligen Veranstaltungen erinnert ab dem 20. März die ARD-Mini-Serie "Kafka" an ihn. Und schon jetzt der Kinofilm "Die Herrlichkeit des Lebens" nach dem gleichnamigen Buch von Michael Kumpfmüller.
Wer an Kafka denkt, denkt sicher auch an das bekannte Foto des schmalen, hohlwangigen jungen Manns mit dem stechenden dunklen Blick und den leicht abstehenden Ohren. Natürlich denkt man auch an den Briefwechsel mit seiner Verlobten Felice Bauer und an eine unverwechselbare einzigartige Prosa, in der es um die Ohnmacht des Menschen gegenüber einer allgegenwärtigen, unsichtbaren Übermacht geht. Wie in den unvollendeten Romanen "Das Schloss", "Das Urteil" oder der Erzählung "Die Verwandlung".
Wichtige Eckdaten seiner Biografie sind sein Beruf als Angestellter einer Versicherungsanstalt, der nicht mehr als "Broterwerb" für ihn war, und das Verhältnis zu seinem übermächtigen Vater.
Ein ganz anderer Kafka
Von seinem letzten Lebensjahr im Jahr 1924 erzählt der Film "Die Herrlichkeit des Lebens". Es ist ein ganz anderer Kafka, den man hier kennenlernt - humorvoll und auch selbstironisch. Kafka, der an Tuberkulose erkrankt ist, ist zu einem Erholungsurlaub an die Ostsee gereist. Es ist Sommer, die Luft flirrt vor Hitze, das Meer ist weit und groß. Hier beobachtet er einmal am Strand eine tanzende Frau, die ihn fasziniert und in die er sich unsterblich verliebt. Dora Diamant wird seine letzte große Liebe werden.
Wertschätzendes Zusammenspiel zwischen den beiden Hauptdarstellern
Wer Kafka spielen will, wird scheitern, hat Sabin Tambrea einmal gesagt. Und so ist spürbar, wie vorsichtig und respektvoll er sich seiner Figur annähert. Ganz leise und feingeistig, aber auch ein bisschen verschmitzt.
Sehr schön ist dann das spürbar wertschätzende Zusammenspiel mit Henriette Confurius als Dora Diamant. Beide geben sich viel Raum, hören aufeinander. Diese Dora Diamant ruht in sich: Eine Frau, die tut, was ihr gefällt, sich keinem Diktat beugt, schon früh ihr Elternhaus verlassen hat, um frei zu sein – und anders als Kafka, hat sie ihre innere Freiheit gefunden. Das große Vermögen von Henriette Confurius ist es, ihre Figuren klar zu umreißen: Ihre Dora ist so intellektuell wie anmutig und dabei sehr bestimmt.
Auch wenn Franz Kafka hier mehr als Liebender als Schriftsteller ist, spielt das Schreiben eine große Rolle. Wir sehen Kafka Briefe schreibend, sehen ihn - an sich zweifelnd - seine Manuskripte verbrennen, lernen am Rande seinen Freund und Förderer Max Brod und seine Schwester Elli kennen.
Und auch der Titel des Films "Die Herrlichkeit des Lebens" ist ein Zitat, das uns diesen Kafka als lebensbejahenden Menschen nahebringen will: Die Herrlichkeit des Lebens erschließt sich in den kleinen Dingen, wenn man denn nur hinschaut.
Konventionelle, fast brave Erzählweise
Erzählt ist dieser Film sehr langsam, konventionell und fast brav. Die Fernsehästhetik verwundert, ist die wunderbare Judith Kaufmann doch hier nicht nur als Co-Regisseurin von Georg Maas, sondern stand auch als Kamerafrau hinter der Kamera.
Es dauert eine Weile, aber nach der Hälfte des Films macht man seinen Frieden mit dieser Erzählhaltung und auch die kitschigen Momente sind als künstlerisches Stilmittel akzeptiert. Das verdankt sich ganz entscheidend den beiden Hauptdarstellen, die sich zunehmend freispielen und uns diesen anderen, unbekannten Kafka mit großer Emotion nahebringen.
Christine Deggau, rbbKultur